Video: Strategien der Sichtbarkeit von Claudia Sandoval-Romero

Über "Strategien der Sichtbarkeit"

Text von Claudia Sandoval Romero

„Strategien der Sichtbarkeit" ist eine Rauminstallation bestehend aus der vollständigen Auflistung der Künstlerinnen* und Künstler, die an den Ausstellungen im Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien- mumok zwischen 1998* und 2018 teilgenommen haben.   

Dieser Zeitraum umspannt das Jahrzehnt vor der weltweiten Finanzkrise -2008- und das danach.    

Diese Informationen stammen aus dem Archiv des mumok in Form der Kataloge von insgesamt 205 Ausstellungen. Auf den Auflistungen sind die Namen der teilnehmenden KünstlerInnen markiert: die Namen der Künstlerinnen* des Globalen Nordens in Blau, der Künstlerinnen* des Globalen Südens in Rot und die Namen der Künstler in Schwarz. „Strategien der Sichtbarkeit" vergleicht die Proportionen der Teilnahme für jedes Geschlecht*.   

1978 erklärte der postkoloniale Theoretiker und Künstler Rasheed Araeen im Kontext der Entstehung einer immer stärker globalisierten Welt, dass "die westliche Kunst ausschließlich die Eigenheiten des Westens ausdrückt ... Sie ist lediglich eine transatlantische Kunst. Sie spiegelt nur die Kultur Europas und Nordamerikas wider". Diese Vorstellung polarisiert noch mehr, wenn Alain Quemin Ende 2000 das Zentrum als aus den Vereinigten Staaten und Europa zusammengesetzt beschreibt, genauer gesagt aus einigen westeuropäischen Ländern mit Deutschland im Zentrum, gefolgt von Großbritannien, Frankreich und Italien und manchmal der Schweiz; Länder, die zu den reichsten Nationen der Welt gehören.  

Systematische empirische Untersuchungen zeigen, dass trotz der starken Einbeziehung von KünstlerInnen* aus der Peripherie das Kunstfeld weiterhin von Künstlern aus einigen wenigen westlichen Ländern wie den USA und Westeuropa dominiert wird. Künstlerinnen* und Künstler aus sogenannten nicht-westlichen Regionen wie Lateinamerika, Afrika und Asien bleiben marginalisiert und somit hat "die Globalisierung das US-amerikanisch-europäische Duopol in keiner Weise in Frage gestellt." Zitat von Alain Quemin.

Die systematische Unterrepräsentation von Frauen* im Kunstfeld ist allerdings bekannt. Dies führt zu einem verarmten, von Männern dominierten kunsthistorischen Kanon. In „Strategien der Sichtbarkeit" stellen die Auflistungen diese Unterrepräsentation von Frauen* unmittelbar sinnlich und räumlich dar.  

„Strategien der Sichtbarkeit" zeigt die sehr schmale Kontaktzone oder Begegnung der Peripherie mit dem Zentrum. Dies sind die Räume, die den Stimmen und Visionen der Frauen* des Globalen Südens in den Ausstellungen im mumok überlassen werden. Das heißt, die Namen in Rot. Die Analyse der Daten über die Teilnahme an mumoks Ausstellungen trägt auch zu Debatten über Verlust, Trauer und Wiedergutmachung im Kontext der verweigerten Positionen von Frauen* im Kunstfeld bei. Die Installation und die Analyse machen die Unsichtbarkeit von Künstlerinnen* und vor allem von Künstlerinnen* des Globalen Südens sichtbar.

Claudia Sandoval Romero* ist eine Österreichische Journalistin und Künstlerin* mit kolumbianischen Wurzeln. Sie* arbeitet mit Medien wie Fotografie, Text und Video und kombiniert für ihre* künstlerische Produktion soziologische Methoden mit kollektivem Schaffen. Tragendes Element ihrer* Arbeit ist eine Reflexion über institutionelle Kritik, Feminismus und Migration.Sandoval Romero ist Stipendiatin* der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (DOC) am Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften an der Akademie der bildenden Künste Wien.